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Vision I und II

42 Dreibeine je 115 cm hoch, Stahl, Hausattrappen, Holz bemalt, 35 Dreibeine je 110 cm hoch, Stahl / 35 unterschiedlich große Bleche, rostender Stahl mit Lehm- und Schamotteresten, 1990

Immer wieder schiebt sich die Innenwelt über die Außen­welt. Wird die übermacht der Fakten durch die visionäre Bildwelt der menschlichen Empfindungen unvermittelt in Frage gestellt. Denn im weitesten Sinne ist alles Magie, was wir in der Katastrophenlandschaft unserer veralteten, verbrauchten, verstümmelten Gegenstände vorfinden. Und nichts bietet sich dafür besser an als der Schrott und der Müll unserer Straßenrealität, mit der wir täglich neu kon­frontiert werden. Bilder, die um die Orte kreisen. Augen­öffner, die das Unbewußte der menschlichen Empfindun­gen sichtbar machen, ihnen vorübergehend eine eigene Form geben und damit unsere Vorstellungskraft herausfor­dern. Und es ist ein Irrtum anzunehmen, Paul Pfarr würde heute ausschließlich nur mit Fundstücken arbeiten und auf sein eigenes handwerkliches Können vollkommen verzich­ten. Denn in manchen Fällen ist genau diese Eigenleistung notwendig, um im Chaos der gegenwärtigen Kunstrichtun­gen eine eigenständige und unverbrauchte Objektform zu entwickeln. Für die beiden Installationen hat Paul Pfarr … selbstgefertigte Dreibeine aus Rundstahl verwendet, auf die er einmal die inneren Wandbleche ausgedienter Kachelöfen und zum zweiten bemalte hölzerne Holzattrappen von einem Übungsgelände der ehemaligen Volksarmee befestigte. Und wie so häufig, benutze Paul Pfarr auch bei diesen Formationen das Dach seines Ateliergebäudes als Experimentierfeld. Ein Natur-Terrain, das über einen weit geöffneten Himmel verfügt und sich über die gesamte Stadt erhebt. Ein Olymp der Ohren. Und die dünnen dreibeinigen Stative mit ihren lehm- und schmottebeschichteten, gerosteten Eisenblechen wie horchenden, messende, registrierende Instrumente: das visionäre Echolot einer gefährlichen, gefährdeten Welt.


Und welche Verwandlung, wenn der frische gefallene Schnee auf den Dingen liegt und das Fremde noch fremder macht.

Walter Aue, aus: Orte. Gegenstände. Paul Pfarr, Seite 26–29, ISBN 3-929 902-59-1