Entsprechend seine Arbeitsweise, Dinge erst zu sammeln, sie dann auf sich wirken zu lassen, um dann zu entscheiden, ob und – falls ja – was mit ihnen geschehen soll, hat Paul Pfarr einige der Fundstücke, die er nicht verändert hat, an der so genannten „Atelierwand“ aufgehängt. Dies sind keine „Ready-mades“ im eigentlichen Sinn, denn das hat Paul Pfarr nie gemacht. Seine „Fundstücke“ wurden immer mit anderen Dingen oder Fundstücken kombiniert, in Beziehung zueinander gebracht, teilweise sich ergänzende, teilweise sich widersprechende Objekte bilden so zusammen immer etwas Neues.
Andererseits ist die Atelierwand aber auch keine feste Installation wie seine anderen Werke, da sich die Bestandteile und Anordnung kontinuierlich veränderten. Dazu passt sehr gut ein Zitat von Marcel Duchamp, das Paul Pfarr auch in seinem Werk „DADA-Block“ verwendet hat: „Und jedesmal endgültig unvollendet“. Einzelne Objekte wurden über die Jahre ausgetauscht, andere wie beispielsweise das Flugzeug, das er sehr liebte, blieb über Jahrzehnte Bestandteil der Atelierwand. Als typografischer Beitrag hing im Atelier am Nonnendamm das Schild „Senatsware“, das ein schmunzelnder Hinweis auf die von der Berliner Senatsverwaltung eingelagerten Senatsreserve war, die zur Versorgung der Bevölkerung dienen sollten, falls es eine zweite Blockade von West-Berlin geben sollte, und die viele Jahre vor sich hin gammelten, weil dieser Fall glücklicherweise nie eingetreten ist. Bei der Atelierwand in seiner neuen Werkstatt in Brandenburg tauschte Paul Pfarr das Schild gegen „Halt“ aus: Nicht anfassen, nur ansehen!
So verschieden wie die Objekte auch waren und sind, eines hatten und haben sie gemeinsam: Alle sind alt, verrostet, verrottet, defekt oder Fehlproduktionen, ihrer ursprünglichen Bestimmung oder Nutzung beraubt, und werden am Ende doch gemeinsam zu einem Gesamtkunstwerk.