Ein fast drei Meter langer Fleischertisch aus Aluminium, auf dem Paul Pfarr eine Anzahl verplombter Karteikästen übereinanderstellte. Und jeder dieser Metallkästen mit einer eingeprägten Seriennummer bezeichnet, mit grauer Holzasche und Zeitungsseiten gefüllt, die vom Tode Beuys’ berichten. Zum Tisch dazugehörig ein 27 cm breites und 300 Meter langes EEG-Band, das bereits an der Treppenwand beginnt und in Augenhöhe den zweiten Raum umrundet. Eine vibrierende Lebenslinie, die als grafisch gesetzter Vitalitätsbeweis die verplombten Karteikästen umkreist. Das EEG-Band als authentisches Indiz, das in diesem abgetöteten Lebensraum etwas weiterlebt. Es sind die zurückgelassenen Botschaften von Beuys, seine erkenntnistheoretischen Appelle, die das kreative Potenzial des Menschen betreffen. Und in dieser Beton-Starre, in dieser Beton-Schwere seiner „Sozialen Plastik“ gedenkend. Die „Idee des Plastischen“ als evolutionären Prozess begreifend, der sich bei Beuys auch in den unsichtbaren Substanzen fortsetzen lässt. Für Paul Pfarr ist diese Installation, die zwei Wochen nach dem Tod von Beuys 1986 entstand, eine unaufgeforderte Huldigung. Und er hat bis heute nach dem geeigneten Raum gesucht, der diese „Widmung für Beuys“ in sich aufnehmen könnte, ohne dass diese darin enthaltene Ernsthaftigkeit und Betroffenheit wieder infrage gestellt wird. Ein Raum, der von der physischen Überpräsenz des Materials und der zynischen Ignoranz menschenfeindlicher Städteplaner bestimmt wird.
Walter Aue, in: „Orte. Gegenstände. Paul Pfarr“, Seite 11