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HB + F + 2H = 261

Gebrauchter Bürotisch mit dunkelgrünem Linoleum-Belag, abgenutzte Bleistifte, 1996, 100 x 75 x 200 cm,
im Besitz des Skulturenmuseums Marl

Video-Clip mit freundlicher Genehmigung von Dörthe Greschek.

Anlässlich einer Ausstellung über die Geschichte des Hauses am Waldsee im Jahr 1996 fand Paul Pfarr im Keller zwischen ausrangiertem Behördenmobiliar der vierziger und fünfziger Jahre einen alten Schreibtisch, der jahrzehntelang als Werktisch benutzt worden war: Die zahllosen Bohrlöcher in der schäbigen Linoleumplatte – als Unterlage für Holzarbeiten und Zuschnitte zweckentfremdet – hätte man als sinnlos-destruktiven Akt eines manisch Depressiven missdeuten können, doch war der Tisch nicht wirklich zerstört, im Gegenteil. Große und kleine Löcher, zufällig wie ein Sternenhaufen im Kosmos über die schwarzgrüne Fläche verstreut, wirkten wie Leerstellen im Gedächtnis der Materie, die auszufüllen zum künstlerischen Impetus des Werkes wurde. Intuitiv einer Anekdote folgend, die über Franz Kafka berichtet wurde – er sammelte Bleistiftstummel und schrieb sie bis auf den letzten Zentimeter herunter – füllte Paul Pfarr die Bohrlöcher mit solchen Stiften, die sich zu einer eigentümlichen Landschaft zusammenfügten. Der Titel der Arbeit: „HB + F + 2H = 261“ basiert auf den Bezeichnungen der Härtegrade der Stifte und liest sich wie eine Gleichung mit mehreren Unbekannten, eine Formel, die in eigener Sprache die Ausstellungsgeschichte des Hauses am Waldsee erzählt und intuitiv erfahrbar macht: Ein zwischen Authentizität und ästhetischem Eingriff ausbalancierter Akt und zugleich ein Prototyp im Werk von Paul Pfarr, in dem die Tischobjekte und -installationen eine bedeutende Gruppe darstellen.

Barbara Straka, aus „Das Kunstwerk als Geschichtsdokument“, herausgegeben von Annette Toetenberg, Klinkhardt & Biermann, S. 244